Für unseren Blog stellen Autor*innen oder wir vom SchreibLand NRW Schreibaufgaben. Drei besondere Texte werden hier veröffentlicht. Ist deine Geschichte dabei, schenken wir dir ein Buch. In den Kommentaren kannst du dich auch mit uns und anderen Schreibbegeisterten über alle Fragen rund ums Schreiben und über die veröffentlichten Geschichten austauschen.
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Autorin Pia Helfferich hat unseren Blog übernommen. So kannst du mitverfolgen, was bei den sechs Treffen in der Schreibwerkstatt der Stadtbibliothek Hattingen los ist. Hier findest du nun alles zum fünften Treffen, die Infos zum sechsten und letzten Treffen folgen bald.
Am Ende der Schreibwerkstatt Hattingen kannst du übrigens selbst aktiv werden: Dann stellt Pia Helfferich auch dir eine Schreibaufgabe.
Pia Helfferich schreibt: Der Workshop biegt in die Zielgerade ein. An unserem fünften und vorletzten Treffen mussten wir uns unbedingt noch mit dem wichtigen Thema Figurenentwicklung beschäftigen. Wie kommt man an Figuren und was muss man über sie wissen, um sie zu einer interessanten Persönlichkeit werden zu lassen, mit der Leser*innen gerne Zeit verbringen?
Wir haben uns dem Thema Figuren von zwei Seiten genähert und sind erst einmal planvoll und logisch vorgegangen. Dazu haben wir uns gefragt, was man als Grundlage alles über eine Figur wissen kann, und das kam zusammen:
Wie lebt die Figur? (Mit wem lebt sie zusammen? Wie verbringt sie ihren Tag?)
Was mag sie?
Was mag sie nicht?
Was kann sie gut?
Und was gar nicht?
Was ist ihr größter Wunsch oder ihr Ziel?
Was ist ihr größtes Geheimnis? Was möchte sie auf keinen Fall anderen verraten?
Wovor hat sie Angst?
Die Teilnehmer*innen konnten sich als Anregung ein Bild einer Person aussuchen und es als Grundlage für ihre Figur verwenden. Dann sollten sie sich die Fragen durch den Kopf gehen lassen und Stichpunkte zu ihrer Figur festhalten. Nicht alle Fragen lassen sich sofort beantworten, gerade Ängste und Geheimnisse der Figuren tauchen vielleicht erst später auf.
Aber während man um die Figur herumdenkt, kommen vielleicht auch noch ganz andere Aspekte ans Licht. Je mehr wir über eine Figur wissen, desto besser. Das heißt jedoch nicht, dass wir alles, was wir wissen, auch in der Geschichte verwenden müssen. Falls man mitten in einer Geschichte ins Stocken gerät, kann es hilfreich sein, sich noch mal die Figuren genauer anzuschauen und das Wissen über sie zu erweitern.
Aus dieser Fragebogen-Schreibanregung entstand der Anfang von Amelies Geschichte über Matz:
An einem frühlingshaften Morgen wachte Matz auf. Er ist zehn Jahre alt und hat fünf Schwestern, eine ist 17 und die anderen sind sechs Jahre alt sie heißen: Lina, Fina, Nina und Rina. Rina war ein ganz wenig eingebildet und Lina war schüchtern. Er zog sich schnell seinen Schlafanzug mit den Haien aus und machte sich cool. Als er runterging, wurde er von Nina und Fina überfallen. Er sagte nur hastig: „Haut ab, aber flott!“ Da kamen Lina und Rina um die Ecke und fragten: „Habt ihr Matz schon erzählt, dass wir gerade eben die letzte Nussnougatcreme leer gemacht haben?“
„Nein“, meinten Matz, Fina und Nina im Chor.
Matz sagte: „Ihr wisst ganz genau wie gerne ich euch mag und das mit der Creme ist auch gar nicht schlimm, aber ihr geht mir jetzt bis heute Abend aus dem Weg.“ Zur gleichen Zeit als Matz frühstückte, war Jonathan Mäuseweg schon längst fertig mit dem Essen. Er kam gerade mit seinem Bruder Sven in die Küche, weil ihre Eltern ein ernstes Wort mit beiden reden wollten. Frau Mäuseweg meinte gerade: „Ich weiß, dass ihr zwei nächsten Monat Geburtstag habt, trotzdem werden Papa und ich an eurem Geburtstag nicht hier sein. Aber eure Oma kommt zu euch und ihr könnt euren Kindergeburtstag natürlich nachfeiern.“ Traurig ging Jonathan in die Schule. Auf dem Schulweg …
Für die zweite Schreibanregung haben wir alles Planvolle und Logische über den Haufen geworfen. Zunächst bekamen die Teilnehmer*innen zwei Minuten Zeit, um alle Geräusche zu notieren, die wir hören konnten. Das Gebrabbel eines Kleinkinds, piepsende Buchverbuchungen, ein Stuhl, der verrutsch wird … alles wurde gesammelt.
Nach den zwei Minuten unterteilten die Teilnehmerinnen ein Blatt in vier Kästen. In jeden Kasten wurde nun wahllos eines der gehörten Geräusche gefüllt. Anschließend wurden die Kästen nach Anweisung noch weiter befüllt, unter anderem mit jeweils einer Farbe, einer eigenen Erinnerung und so weiter. Das alles geschah völlig zusammenhanglos.
Als wir jedoch fertig waren, sprangen uns aus den Kästen auf dem Papier vier nagelneue Figuren geradezu entgegen. Die Aufgabe lautete nun, zwei dieser Figuren gemeinsam in einer Geschichte unterzubringen. Man konnte dabei alles Mögliche aus dem jeweiligen Kasten verwenden, musste das aber nicht zwingend tun. Wie immer waren auch hier die Kästen nur das Sprungbrett für die eigenen Ideen.
Baby Boss (Enno)
Hi, ich bin Baby Boss. Ich kann schon kämpfen und lege Paul, den Jugendlichen, um. Paul hat lange Haare und ich nenne ihn Mädchen, weil er aussieht, wie ein Mädchen. Also, man nennt mich auch Manfred. Mein Alter ist 0 Jahre, meine Hobbys sind Fußball und Paul verprügeln. Achtung, da kommt er mit einem Freund. Ach, ich werde schon mit denen fertig. Bum, uf, au, bam. Ich bin der King im Boxen. Ab heute laufen sie immer einen anderen Weg als ich.
Kleber (Amelie)
Es war ein ganz normaler Tag. Lilly ging in die Schule. Lilly hatte Sport. In ihrer Klasse war ein Idiot. Als sie sich hinsetzen wollte, hörte man durch die ganze Klasse einen ganz lauten Pups. Auf ihrem Stuhl war ein Pupskissen. Als sie in der fünften, sechsten Stunde Sport hatten, wollte Lilli es ihm zurückzahlen und hat ihm unter seine Schuhe Sekundenkleber gemacht.
Er blieb drin stecken.
Jetzt war Lilli einmal drinnen und da hat sie in der nächsten Pause direkt auch in die Handschuhe Kleber gemacht.
Die einen Autor*innen gehen lieber planend und strukturiert vor, die anderen bevorzugen es, draufloszuschreiben und sich selbst überraschen zu lassen. Bei diesem Workshoptreffen habe ich zwei Schreibimpulse verwendet, mit denen die Teilnehmer*innen testen konnten, mit welcher Vorgehensweise sie besser zurechtkommen. Ein wenig den eigenen Schreibprozess zu reflektieren, hilft in jedem Alter dabei, ihn angenehmer zu gestalten. Das Verhältnis der Planer und Drauflosschreiber war in Hattingen ausgewogen.
Trage dich mit deiner PLZ ein und verpasse keine Schreibwerkstatt in deiner Nähe!
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